Folgende Szene habe ich kürzlich von unserer Wohnung aus hier in unserer Nachbarschaft beobachtet:

Ein älterer Mann lag zusammengebrochen, unbeweglich auf dem Gehweg. Taxis haben angehalten, Leute sind hinzugerannt und innert kürzester Zeit hatte sich eine Gruppe um den alten Mann geschart, die beobachteten, was als nächstes passieren würde.

Hoffentlich kommt jemand und greift ein, schiesst es mir durch den Kopf. Hoffentlich haben sie den Rettungsdienst angerufen. Hoffentlich stirbt er nicht. Hoffentlich weiss jemand, wie man reanimieren muss… Sekunden verstrichen (es fühlte sich aber mehr wie Minuten an), ich versuchte mich an meinen Nothelferkurs zu erinnern und ich war drauf und dran selbst nach unten zu springen, um den zusammengebrochenen Mann zu reanimieren.

Endlich sah ich einen jungen Mann hinzueilen, der schliesslich mit der Reanimation begann. Kurze Zeit später traf die Ambulanz ein.

Dieser Vorfall hat mich sehr betroffen gemacht.

Es ist eine Notsituation und jemand sollte etwas tun – irgendjemand.
Alle sind innerlich betroffen und bleiben dennoch Zuschauer.
Jemand sollte einschreiten – irgendjemand.
Wir wissen doch gar nicht wie – jemand, der dafür zuständig und ausgebildet und bezahlt ist, sollte sich engagieren – irgendjemand.

Es ist Zeit, dass wir diese irgendjemand werden.

Es ist Zeit, dass wir Menschen sind, die Verantwortung nicht einfach delegieren und betroffen untätig bleiben – sondern, dass wir dort, wo wir sind, unserer Betroffenheit Taten folgen lassen.