11. bis 17. April 2015: Diese Woche besuchen wir einen von 10 Zufluchtsorten der aus dem Norden vertriebenen Palästinensern. Das Palästinensercamp ist kein Camp als solches. Die Flüchtlingszelte sind schon lange soliden Häusern gewichen, eine Millionenstadt ist entstanden. Als 1948 die ersten Flüchtlinge in Jordanien ankamen, wurde ihnen in der Wüste ein Stück Land zur Verfügung gestellt, wo sie mit grossem Einsatz eine neue Existenz aufbauten. Zuhause fühlen sich die Palästinenser allerdings bis heute nicht. Sie warten immer noch auf ihre Rückkehr. Hoffnungslosigkeit, Enttäuschung und Wut sind spürbar.
Schon seit ein paar Jahren liegt mir dieses Volk am Herzen. Einmal sah ich mich, wie ich mit palästinensischen Kindern auf den Strassen Betlehems tanzte. Als ich versuchte nach Israel zu reisen, blieben die Türen verschlossen. Nach weiteren Jahren des Wartens öffnete sich mir eine Tür nach Jordanien. Ich wusste anfangs noch gar nichts von den vielen palästinensischen Camps im Land. Umsomehr freute ich mich, als ich mit dem NOIVA-Team Kinder, Frauen und Männer im Camp besuchen durfte. Anfangs war die Stimmung sehr angespannt. Wir wurden bei allen Aktivitäten auf Schritt und Tritt begleitet und genau beobachtet. Die frostige Atmosphäre (Es war tatsächlich sehr kalt!) taute glücklicherweise schnell. Vertrauen wuchs. Die Begegnungen waren plötzlich geprägt von Herzlichkeit, Dankbarkeit und Lachen.
An den Mothercare Treffen nahmen bis zu 50 Frauen und Mädchen teil. Die Geschichten und persönlichen Erlebnisse, die wir ihnen erzählten, öffneten die Türen zu ihren Herzen. Ich forderte sie auf zu glauben, dass sie einen Wert haben. Sie waren sehr berührt. Gemeinsam tanzten wir zu westlicher und arabischer Musik. Es war ein richtiges Fest! Die Beautyposten kamen auch ganz gut an. Ich war erstaunt, wie selbstverständlich sie sich helle und dunkle Jogurtmasken auftragen liessen und wie motiviert sie Armbänder herstellten. Stolz zeigte mir eine Frau ihr Hennatätu auf dem Oberarm.
Der Abschied im Camp war sehr herzlich. Ich habe noch nie erlebt, wie Kinder so an mir hingen und sich nicht von mir trennen wollten. Ich nehme es als Einladung wieder zu kommen. Das werde ich auch auf jeden Fall! Ich freue mich schon, im Spätsommer nach Jordanien zu ziehen! Und, ich weiss, dass ich dort schon ein Stück Heimat habe. Danke allen, die dabei waren!
Fürs Einsatzteam vor Ort: Johanna B. (31), Lehrerin