Während des 5-wöchigen Einsatzfensters im September und Oktober haben sich erneut rund hundert Freiwillige in Jordanien unter Flüchtlingen engagiert. Jede Woche wurde ein anderer Schwerpunkt gesetzt. Hier ein kleiner Einblick ins Programm.
Azraq Camp
Das Azraq Camp ist eines der grössten Flüchtlingscamps in Jordanien. Im Gegensatz zum Zaatari Camp, in welchem wir schon öfter Aktivitäten durchführen konnten, liegt das Azraq Camp weit ausserhalb jeglicher Zivilisation – mitten in der Wüste. Eigentlich sollte es nur Durchgangszentrum sein, doch zahlreiche Familien stecken seit Jahren an diesem trostlosen Ort fest. Die Atmosphäre ist bedrückt, die Versorgung mangelhaft. Entsprechend schlecht geht es den Kindern, Frauen und Männern in diesem Camp. Der 5-tägige Besuch des NOIVA-Teams brachte etwas Farbe und Abwechslung, Liebe und Trost in den Campalltag von Village 5 – einen Bereich des Camps, der kaum Besuche und Unterstützung von NGOs erhält. Die grosse Resonanz und viele persönliche Begegnungen mit den Flüchtlingen waren für uns sehr bewegend.
Life Skills Training
Zum ersten Mal konnte NOIVA mit rund 60 Flüchtlingskindern zwischen fünf und zwölf Jahren ein Life Skills Training durchführen: Da gab es Workshops in Hygiene, erster Hilfe, Teamwork usw. Viel Engagement, Neugierde und Einsatz liess die Woche wie im Flug vorbeigehen. Eine kleine «Diplomfeier» am letzten Tag bildete den würdigen Abschluss. Mit strahlenden Gesichtern nahmen die Jungen und Mädchen nach bestandener «Prüfung» ihre Abschlusszertifikate entgegen. Wie kostbar sind doch solche Momente, die das Selbstvertrauen der Kinder stärken! Die Kompetenzen, die sie sich im Life Skills Training erwarben, werden sie ihrem Alltag einsetzen und vielleicht sogar an andere weitergeben können.
Baqa Camp
Bereits vor einiger Zeit haben wir Zugang zum grössten Palästinenser-Camp bekommen. Diesmal durften wir während einer Woche mit Tanz, Theater und Spielen die Herzen der Kinder gewinnen. Es wurden viele neue Freundschaften geknüpft. Ganz besonders den Abschluss-Event mit dem Frisbee-Spiel «Ultimate», mit Tanz und einem Konzert genossen alle in vollen Zügen – es war ein Feuerwerk aus Freude und Begeisterung. Berührt hat uns auch der Kommentar eines Offiziellen der Camp-Leitung beim Abschied: «Ihr habt in dieser Woche Mindsets verändert», meinte er. Genau das wünschen wir uns zutiefst: dass wir in den Herzen und Gedanken dieser Kinder, die es wirklich nicht leicht haben, eine Tür aufstossen können. Denn was sie ganz dringend brauchen, ist Hoffnung und eine Vision für die Zukunft – etwas, was sie jeden Morgen aufstehen und niemals aufgeben lässt.
Hausbesuche
Zahlreiche Hausbesuche bildeten auch durch diese Einsatzzeit einen roten Faden. Es gibt nach wie vor Tausende von Familien ausserhalb der Flüchtlingscamps, die auf sich gestellt sind und unsere Unterstützung brauchen. Dazu Rahel, die mit ihren beiden Kindern am Einsatz teilnahm:
Die Stunden, die wir mit Flüchtlingsfamilien bei ihnen zu Hause, ganz im Privaten, verbringen dürfen, sind mit nichts anderem zu vergleichen. Wir sehen die Freude auf den Gesichtern, spielen und lachen zusammen, kommunizieren mit Händen und Füssen … und man spürt, dass Sorgen und Not in solchen Momenten in den Hintergrund rücken. Es trifft mich immer wieder, wie viel ihnen unsere Besuche bedeuten. Jede Begegnung ist anders und jedes strahlende Augenpaar ein weiterer Ansporn, nicht aufzugeben und diesen Menschen Wertschätzung, Unterstützung, Freundschaft und Zuversicht zu bringen.