Eine junge Lehrerin, die seit Sommer 2015 Teil des NOIVA-Teams Jordanien ist, hat ein neues Projekt ins Leben gerufen: «learn2live»! Damit werden syrische Frauen angeregt, Kinder, die nicht zur Schule gehen können, zuhause zu unterrichten. Die erste Schulung für Lerntrainerinnen ist bereits erfolgreich über die Bühne gegangen.
Jordanien hat in den letzten vier Jahren rund 650000 syrische Flüchtlinge aufgenommen, davon sind 215000 Kinder im schulpflichtigen Alter. Der Schulunterricht ist für alle Kinder, ob einheimisch oder zugewandert, obligatorisch. Die Wirklichkeit sieht anders aus. In ihrem letzten Jahresbericht schreibt UNICEF, dass 90’000 syrische Kinder nicht zur Schule gehen. Zu den wichtigsten Gründen dafür gehören ein überlastetes Schulsystem, zu lange oder gefährliche Schulwege, kein Geld für Transport oder Schuluniform, Kinderarbeit (betrifft ca. jedes dritte Flüchtlingskind!) oder auch die eigene Überforderung der Kinder, die teilweise mehrere Jahre Unterricht verpasst haben und nun den Anschluss nicht mehr finden. UNICEF fordert schnelles Handeln. Neue Schulen müssen gebaut und die Räumlichkeiten optimaler genutzt werden. An einigen Orten existiert der Schichtbetrieb bereits: Jordanische Kinder besuchen den Unterricht morgens und syrische nachmittags, allerdings werden letztere oft eher «betreut» als unterrichtet. Lehrer müssen besser ausgebildet und entlöhnt werden. Momentan fehlen rund 7000 Lehrerpersonen! Weiter schreibt UNICEF, es brauche Brückenangebote für traumatisierte Kinder und solche, die grosse Wissenslücken aufweisen.
Hier setzt das Projekt «learn2live» an: Die Idee dahinter ist, dass syrische Frauen ihre sowie Nachbarskinder selbst unterrichten, in ihren eigenen vier Wänden. Dies ist sowohl in altersgemischten als auch ins homogenen Gruppen möglich. Schwerpunkte liegen auf dem Erlernen der Kulturtechniken, auf Traumaverarbeitung und Persönlichkeitsfindung. Zwei bis drei Mal jährlich werden die Kinder aller Homeschools von NOIVA zu einem Camp eingeladen, wo Spiel und Spass, Kreativität und praktisches Fertigkeiten im Vordergrund stehen. Interessierte Frauen und Mütter werden im Rahmen des Projekts angeleitet, unterstützt und mit Lernmaterialen ausgerüstet. Den ersten dreitägigen Kurs für angehende Lerntrainerinnen haben acht hoch motivierte Frauen absolviert, einige von ihnen konnten bereits den Unterricht aufnehmen und sind von der neugefundenen, erfüllenden Aufgabe begeistert. Die Lerntrainerinnen verpflichten sich, die Kinder jede Woche fünf mal 90 Minuten zu unterrichten, und erhalten dafür eine angemessene Entschädigung.
Mit CHF 150.– lässt sich ein Starterkit für eine Homeschool finanzieren. Dazu gehören unter anderem ein Whiteboard mit Markern, Schulhefte, Lehrmittel, Schreibzeug und für jedes Kind eine Hausaufgaben-Mappe. Die Finanzierung einer Lerntrainerin beläuft sich ebenfalls auf ca. CHF 150.– pro Monat. Wer interessiert ist, dieses vielversprechende Projekt finanziell zu untersützen, kann sich gerne unter info@noiva.ch melden.
Stichwort für Ihre spezifische Direktspende: learn2live