Am Sonntag, 30. April 2017, organisierte eine kleine Gruppe Aargauerinnen und Aargauer in der Mehrzweckhalle Nidermatt in Birr einen Infotag zum Thema Flüchtlingshilfe. Einige der Initianten waren mit der Stiftung NOIVA bereits mehrmals in Jordanien. Gut 100 Erwachsene und viele Kinder nahmen an dem Event teil.
«Unser Ziel ist es, Menschen, die Interesse an der Thematik haben, zu sensibilisieren und auch ganz praktisch für Einsätze zu motivieren», schreibt das OK auf seinem Webauftritt ag.noiva.ch. Viele Teilnehmende, die nach einem Einsatz in die Schweiz zurückkehrten, haben ein Stück ihres Herzens an die liebenswürdigen Menschen in Jordanien verloren. Der Infotag entstand denn auch aus dem Wunsch der Initianten, das eigene Umfeld – Freunde, Nachbarn, Kollegen usw. – an dem Erlebten teilhaben zu lassen und weitere Interessierte zu mobilisieren. Die Initianten möchten regional ein Team zusammenzustellen, das im Herbst 2017 oder Frühling 2018 für einen zweiwöchigen Einsatz nach Jordanien reist. Elf Besucherinnen und Besucher sind während des Infotags auf NOIVA zu gekommen, da sie sich ein solches Engagement vorstellen könnten. Das Team im Birr freut sich sehr über diese gute Resonanz, möchte nun die Interessierten besser kennenlernen und gemeinsam auf einen Einsatz hinarbeiten. Stefan Bamberger vom Aargauer OK, dem das Vorbereiten und Organisieren grossen Spass gemacht hat, zieht über den Anlass eine positive Bilanz: «Alles lief rund, pannenfrei, friedlich, motiviert, von Herzen!»
Prominente Aargauer als Referenten
Natürlich ging es an diesem Tag nicht nur um die Aktivitäten der Stiftung NOIVA, sondern ebenso um Networking: Viele Privatpersonen und Einzelpersonen leisten bereits hervorragende Arbeit – doch gemeinsam kann noch mehr erreicht werden. Deshalb wurde bewusst auch anderen Organisationen und Personen eine Plattform geboten.
Gespannt erwartet worden war die Referentin Marit Neukomm, die 2016 für ihre Arbeit unter Flüchtlingen zur Aargauerin des Jahres gewählt wurde und mit ihrer Organisation «Volunteers for Humanity» bereits sehr viel erreicht hat. In einem halbstündigen Referat stellte sie ihre Arbeit und deren Anfänge vor, erzählte von ihrer Motivation, von ihren Träumen und Grenzen. «Wir können nicht überall sein und müssen auch nicht alles abdecken – darum ist die Zusammenarbeit mit anderen Organisationen für uns so wichtig.» Die Bilder und Geschichten, die sie teilte, rüttelten auf und bewegten. Manchmal scheint die Not überwältigend. «Was wir tun können, ist oft nur ein Tropfen auf den heissen Stein – doch jede Einzelperson, die wir erreichen, ist es mehr als wert.»
Als Vertreter aus der Politik war Andreas Glarner mit dabei. Der Nationalrat, in der Parteileitung der SVP verantwortlich für Migrations- und Asylpolitik, erzählte von seinen persönlichen Erfahrungen in griechischen und türkischen Flüchtlingslagern: «Dies gehörte zum Eindrücklichsten und Berührendsten, was ich in meinem Leben je erlebt habe. Einige dieser Kinder hätte ich am liebsten gleich mit nach Hause genommen.» Er sprach auch darüber, wie wichtig die Unterstützung vor Ort ist. Gleichzeitig kritisierte er die teils wenig sinnvolle Verwendung von Entwicklungsgeldern, die allzu oft irgendwo versickern würden.
Bericht eines Flüchtlings
Ein Interview mit dem Syrer Bashar Said gewährte Einblick in den Alltag eines Flüchtlings, der es bis in die Schweiz geschafft hat. Er sprach sehr offen und liess die Besucher an seinen persönlichen Herausforderungen teilhaben. «Es war schon schwer, den Körper hierherzubringen; noch viel schwieriger ist das mit der Seele.» Wenn er auch entschlossen sei, hier ein neues Leben aufzubauen, so sehe er sich in seinen Träumen doch immer wieder nach Syrien zurückkehren. Auf die Frage, wie die Schweizer Bevölkerung Flüchtlinge am besten unterstützen könne, antwortete er: «Es wäre schön, wenn die Schweizer Bevölkerung uns aufnehmen und verstehen würde, dass wir nicht gekommen sind, um irgendjemandem etwas wegzunehmen, sondern weil wir Hilfe brauchen. Niemand ist freiwillig gekommen. Man muss schon sehr unter Druck sein, um seine Heimat zu verlassen.»
Nicht fehlen durften an diesem Info-Tag natürlich aktuelle Einblicke in laufende Projekte der Stiftung NOIVA sowie persönliche Erfahrungsberichte von ehemaligen und regelmässigen freiwilligen Helfern. Zum Schluss sprach Andi Kunz, Gründer und Präsident von NOIVA, über seine Vision bezüglich Versöhnungsarbeit und über die Rolle, die er sich darin für die Schweiz wünscht.
Dank der unterschiedlichen Perspektiven und Beiträge wurde die Thematik von diversen Seiten beleuchtet und die interessierten Besucher erhielten wertvolle Gedankenanstösse. Das Rahmenprogramm war mit viel Umsicht und Liebe zum Detail vorbereitet worden: Von der Kinderhüte über künstlerische Darbietungen als Auflockerung bis hin zur passend arabischen Verpflegung – Falafel-Wrap – hatte das OK an alles gedacht. Die Gäste, unter denen auch viele Familien waren, fühlten sich sichtlich wohl und profitierten von den verschiedenen Angeboten.
Herzlichen Dank ans Aargauer OK fürs dieses tolle Engagement!
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