Was bleibt?
Es kann sich alles so schnell ändern. Was eben noch selbstverständlich war, ist plötzlich fraglich. Was ist, wie es immer war, wird erschüttert. Ausnahmezustand, Ungewissheit und Zukunftsangst. Es bereitet sich wie der Virus über den ganzen Globus.
Was bleibt denn, wenn sich alles verändert?
Daran muss ich oft denken, wenn ich im vorübergehenden Zuhause einer Syrischen Familie sitze und in die Gesichter dieser kostbaren Menschen schaue. Das mitgebrachte Essenspaket, die Vouchers, die Hygieneartikel versorgen die Grundbedürfnisse dieser Familie für ein paar Tage, wenn’s hoch kommt, ein paar Wochen. Es gibt nicht wirklich ein nach vorne aber auch kein zurück.
Mit herzlicher Gastfreundschaft wird uns Tee angeboten. Langsam tauen die Kinder auf und wagen es, sich mit diesen fremden Leuten anzufreunden. Es kann wieder einmal aufgeatmet werden, gelacht und vielleicht auch geweint werden. Nicht selten enden solche Besuche mit ausgelassenem Singen schweizerdeutscher und arabischer Lieder.
Innert kürzester Zeit entsteht eine Atmosphäre, wo wir das, was bleibt, gemeinsam erleben. Wir, die wir uns erst vor ein paar Minuten begegnet sind.
Was bleibt, wenn alles verloren ist?
Plötzlich merkt man, dass das, was bleibt, vor allem in unseren Herzen zu finden ist.
Was bleibt?
Der Blick in die Augen, der sagt: du bist nicht alleine. Das heitere Lachen, das Kraft gibt, weiterzumachen. Der Moment des gemeinsamen Singens, der klar macht: wir gehören zueinander, auch wenn wir so verschieden sind.
Was bleibt sind Vertrauen, Hoffnung, Liebe. Aber die Liebe ist das Höchste von allem.
Wir gehören zueinander, egal ob wir vor dem Krieg geflüchtet sind oder zu Hause unter Quarantäne stehen. Lasst uns so leben, als ob es wirklich so wäre, egal unter welchen Umständen.